Der Gingganz feiert Premiere

Ein ausverkauftes Erzählkonzert

Gewagt und gewonnen. Das Publikum war begeistert, beseelt und beklatschte geradezu frenetisch die Musikerinnen, die mit der Premiere ihres Erzählkonzerts musikalisch erstklassige Arbeit abgeliefert und ihr Publikum blendend unterhalten hatten. Noch lange nachdem der letzte Ton verklungen war, waren die Zuschauer in angeregte Diskussionen vertieft.

Marianne Blum und Anna Haas | SAM Entertainment

Das Damen-Duo JETZABA! alias Marianne Blum und Anna Maria Haas hatte es sich mit dieser Produktion in den Kopf gesetzt, einen nahezu vergessenen Komponisten auf die Bühne zu bringen, der auf höchst originelle Weise die satirischen Gedichte von Christian Morgenstern wie den „Gingganz“, „Die weggeworfene Flinte“, „Korf erfindet eine Art von Witzen“ und noch viele andere vertont hat. Paul Graener ist der Komponist.

Das Wagnis war dabei einerseits die musikalische Herausforderung, denn die Kompositionen des 1872 in Berlin geborenen Komponisten sind sehr anspruchsvoll, handelt es sich hier doch um moderne Liedkompositionen, die zwischen Brahms und Hugo Wolff eine ganz eigene sehr effektvolle Tonsprache für die grotesken Texte Morgensterns finden.

Der Gingganz | SAM Entertainment

Das zweite Wagnis war die Werke eines Musikers damit zu würdigen, der eine durchaus problematische Figur ist. Dabei gelang es Blum und Haas, seine musikalischen Verdienste und sein kompositorisches Können herauszustellen und gleichzeitig seine unselige Rolle im Nationalsozialistischen Machtapparat kritisch zu beleuchten, ohne ihn zu verdammen oder sich mit ihm gemein zu machen.

Der Gingganz in Putbus | SAM Entertainment

„Wir hoffen“, so Marianne Blum, „dass wir Ihnen den Witz dieser zu Musik gewordenen Texte nahebringen konnten und Ihnen darüber hinaus einen Einblick geben konnten in die doppelbödige Figur Paul Graener, den man nicht einfach so gut finden kann, dessen Musik es aber auch nicht verdient hat, mit ihm zusammen begraben zu bleiben.“

Diese Hoffnung hat sich auf ganzer Linie erfüllt.

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Annes Kampf in der Grafschaft

Marianne Blum und Thomas Linke am Rhein

Die Menschen im Ahrtal sind schwer gebeutelt. Die Flut hat ihre Spuren in der Landschaft und in den Seelen der Menschen hinterlassen. Dass sich der Kulturverein der Grafschaft dennoch auch mit Themen wir Rassismus und Antisemitismus beschäftigt und „Annes Kampf“ in diesem Januar dort veranstaltet hat, kann nicht hoch genug angerechnet werden.

Marianne Blum und Thomas Linke im Hotel in Remagen. Näher am Auftrittsort wurden alle Hotels weggeschwemmt…

Umso bewegender waren der lange, begeisterte Schlussapplaus und die anschließenden Reaktionen der Zuschauer. „Ich hatte die ganze Zeit Gänsehaut“ und „In unserer Familie wurde nie über die Nazizeit gesprochen, jetzt kann ich das nicht mehr so stehen lassen“ sind nur zwei Beispiele dafür, wie sehr das Stück auch im Ahrtal wieder emotionale Be- und Erkenntnisse hervorrief und die Bereitschaft, sich auseinanderzusetzen beförderte.

Foto: Thomas als Hitler solo | SAM Entertainment

Für Thomas Linke war es sein Einstand in der Rolle des Adolf Hitler. Es war geradezu beängstigend, wie überzeugend er die Verachtung, den Hass, die verquere Selbstwahrnehmung und den Wahnsinn des Diktators und damit den größtmöglichen Gegensatz zu der lebenslustigen, kecken, verzweifelten und so menschlichen Anne Frank darstellte. Dadurch hat das Stück an Kraft noch weiter gewonnen und wir freuen uns bereits jetzt sehr auf die nächsten Auftritte.

Foto: Marianne und Thomas backstage | SAM Entertainment

Nächste Gelegenheit, Annes Kampf live zu erleben:

10.06.2022 Stadttheater Cuxhaven

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