„Annes Kampf“ in Bensheim und Workshops in der Schule
Am 01.10.2024 fand im Theater Bensheim eine eindrucksvolle Aufführung des Bühnenstücks „Annes Kampf“ statt, bei der mehr als 200 Zuschauer anwesend waren. Die Inszenierung stellte auf packende Weise die gegensätzlichen Kräfte von Vernunft und Hass gegenüber: Anne Frank, gespielt von Marianne Blum, verkörperte das junge Mädchen, das in seinem Versteck vor den Nationalsozialisten schreibt, und Adolf Hitler, dargestellt von Thomas Linke, repräsentierte die Ideologie, die ihr Leben auslöschte.
Blums Darstellung von Anne Frank ließ die Zuschauer tief in die Ängste, Hoffnungen und Träume eines Mädchens eintauchen, das den Schrecken des Nationalsozialismus hilflos ausgeliefert war. Auf der anderen Seite der Bühne stand Thomas Linke als Adolf Hitler, dessen hasserfüllte Reden und menschenverachtende Überzeugungen den Schrecken und Wahnsinn des Dritten Reichs greifbar machten. Diese Konfrontation zwischen der Unschuld und dem Schrecken war für die Zuschauer emotional überwältigend. Die Stimmung im Saal war von Spannung und Stille geprägt, oft war die Ergriffenheit der Menschen förmlich spürbar.
Inmitten dieser dichten Atmosphäre sorgten die musikalischen Darbietungen von Marianne Blum für Momente des Innehaltens. Diese Pausen gaben den Zuschauern Raum zum Durchatmen und reflektieren, und der Szenenapplaus zeigte, wie sehr das Publikum diese künstlerischen Einlagen zu schätzen wusste.
Am nächsten Morgen, dem 02.10.2024, fand eine weitere Vorstellung vor über 300 Schülern statt. Einige dieser Schüler hatten bereits an einem vorbereitenden Workshop zu „Annes Kampf“ teilgenommen, in dem es darum ging, die Gefahren von gruppenbezogenem Menschenhass zu erkennen und einzuordnen. Ziel war es, den Schülern zu vermitteln, wie Hass und Hetze den Nährboden für Gewalt und Ausgrenzung bereiten können.
Obwohl die Diskussion nach der Vorstellung nicht besonders lebhaft war, konnte man den Schülern ansehen, dass sie über das Gesehene nachdachten. Viele von ihnen waren sichtlich bewegt und verarbeiteten still, was sie auf der Bühne miterlebt hatten. Die nachdenklichen Gesichter und der stille Ausdruck der Betroffenheit zeigten, dass die Aufführung und die Thematik bei ihnen tiefe Spuren hinterlassen hatten. In der nachfolgenden Arbeit mit den Lehrkräften wird dieses emotionale Erlebnis sicher weiter vertieft.
Vor der Schülervorstellung hielt die Bürgermeisterin von Bensheim, Christine Klein, eine Ansprache, in der sie die Bedeutung dieser Veranstaltung als Mahnung hervorhob. Sie erinnerte daran, dass die Gesellschaft die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen darf und betonte, wie wichtig es ist, junge Menschen für die Gefahren von Hetze und Hass zu sensibilisieren.
Die Aufführung in Bensheim war ein kraftvolles Statement gegen Hetze und Menschenhass. Sie verdeutlichte, wie wichtig es ist, gerade in Zeiten politischer Unsicherheit solche Geschichten auf die Bühne zu bringen, um zu erinnern und zu mahnen. Besonders die Schüler erhielten durch das Stück einen eindringlichen Einblick in die zerstörerischen Folgen von Ausgrenzung und Hass. „Annes Kampf“ hinterließ auch in Bensheim einen bleibenden Eindruck – sowohl bei den Schülern als auch beim Abendpublikum.
Unser Dank geht an Björn Brandhorst vom Parktheater Bensheim, an Evdokimos Moisidis von der DEXT Fachstelle im Landkreis Bergstraße und Markus VandenBoom von der Jugendförderung der Stadt Bensheim. Ohne die enge Zusammenarbeit dieser Beteiligten wären die beiden vorbereitenden Workshops sowie die beiden Aufführungen von „Annes Kampf“ so nicht zustande gekommen. Vielen Dank!
„Annes Kampf“ ist ein gelungenes Wort-Duell, eine präzise getaktete Performance und eine ergreifende Text-Collage, die das Publikum über 90 Minuten lang auf erschreckende Weise fasziniert und berührt. Ein beklemmendes Szenario wird zu einem aufwühlenden Theaterereignis“ Thomas Tritsch, Bergsträßer Anzeiger