Ein gelungener Abend im Stalburg Theater in Frankfurt am Main.
Marianne Blum und Kollegin Anna Maria Haas des Duos „Jetzaba“ rücken den Themen hinter den vorweihnachtlichen Genüssen und Motiven mächtig auf die Pelle. Mit humorvollen Szenen aus einer Wirklichkeit, die wir alle kennen, werden wir Zuschauer an die Frage herangeführt: Was ist eigentlich Weihnachten für mich?
In scheinbar friedfertiger traditionsbewusster Motivation gibt es in jeder Familie jemanden, der die „Care-Aufgaben“, wie putzen, schmücken, kochen, backen zum Feste hin organisiert und lebendig werden lässt. Aber wozu eigentlich und was machen die anderen währenddessen?
Im Stück können wir erleben, wie eine leidenschaftlich „Weihnachtsvorfreude“ praktizierende Frau zu einer wütend sich befreienden Streitaxt-Amazone wird. Das Stück zeigt auf fantastisch feinfühlige und humorvolle Art und Weise unterschiedlichen Rollen im Weihnachtsverlauf. Begleitet wird die Verwandlung mit kreativen Ideen. So laden live gebackene Plätzchen im Oktopus- und Spinnen-Design zur „psychologischen Kriegsführung“ und musikalische Weihnachtsklassiker in Neu-Auflage urkomisch performt, unseren geistigen Vorstellungsrahmen zu neuen Sichtweisen ein.
Das Beste on Top: Die beiden Kabarettistinnen nehmen uns dabei mit von lokaler auf globale Ebene, von dem eigenen kleinen Familienkreis zur großen Politik. Was uns trotzdem oder gerade deswegen dazu bringt, nicht nur über „die da oben“, sondern gerade auch über uns selbst lachen zu können. Etwa wenn die Assoziationskette von „Kubicki duscht auch so lange er will“, „Und der ist ein Leuchtturm in der stürmischen See unserer derzeitigen Katastrophen?“, „Mit dem roten Gesicht?!“, „Das ist Chardonnay und eine spätpubertäre Trotzphase“, „Ich seh mal nach, ob das Kind schläft“ bis „Bring mit auch ein Glas mit“ gesponnen wird oder Marianne bereits „am Unterton“ merkt, dass ihr phänomenaler selbstschneiender Weihnachtsbaum nicht gut bei Anna Maria ankommt, woraufhin die Damen sich gegenseitig zu einem zum Brüllen komisches Blöckflöten-Duell herausfordern. High Noon schlägt es auch, wenn die beiden darüber nachdenken, ob sie sich nicht lieber in „Amigas“ umbenennen und Schlager singen sollen, um ihre Konten aufzufüllen, was Marianne nicht nur trocken kommentiert mit „Du kannst gar nicht auf unsere Konten schauen, weil du die Online Daten zum Online Banking verlegt hast und analog keiner mehr was mit dem Kunden zu tun haben will“, sondern auch mit einer Bontempi-Version von „Last Christmas „zurückschießt“, die so unfassbar komisch ist, dass sie einen vor dem echten Weihnachts-Kitsch imprägniert. „Wenn Sie jetzt hier raus gehen und unfreiwillig mit Last Christmas beschallt werden, dann werden Sie an meine Version denken und leise grinsen“, behauptet Marianne und sie hat recht.
Das gutgelaunte instrumentale Multitalent Anna-Maria Haas und die von zart bis raumerfüllende kunstfertige Stimme von Marianne Blum überzeugen mit authentischen Geschichten, abgestimmten Liedern und einer zum Mitmachen einladenden Programmgestaltung aus dem vorweihnachtlichen Familienkreislauf wie z.B. dem „Schreckliche-Geschenke-Weitwerfen“. „Die Dinge müssen in Umlauf kommen“. Viele weitere kreative Ideen, wie man selbst das „Fest der Liebe“ überstehen kann ohne Schaden zu nehmen, gab es obendrein.
Endlich wieder – LIVE KABARETT
Beste Unterhaltung mit Charakter
Mit Dank und 100% er Weiterempfehlung
Anna Groß