„Ich habe noch nie so viele erwachsene Menschen weinen sehen!“

Annes Kampf in Neu-Isenburg

Annes Kampf bewegt in Neu-Isenburg

Es war ein Experiment für die Kunstbühne Neu-Isenburg. Schon seit vielen Jahren engagiert sich der Verein ehrenamtlich dafür, dass Kunst und Kultur in der 40.000- Einwohner Stadt im Rhein-Main-Gebiet vor Ort für die Menschen zugänglich sind, hatte aber bisher den Schwerpunkt eher auf Unterhaltungsformate und Konzerte gelegt. „Das hier ist unsere Feuerprobe und wir sind sehr glücklich, dass Sie uns mit Ihrem zahlreichen Erscheinen zeigen, dass Sie uns vertrauen, dass wir auch mit ernsten Themen Qualität liefern“, meinte denn auch Miruna Costa, die Leiterin der Kunstbühne, als sie am Abend die Zuschauer in der vollbesetzten Aula des Goethe Gymnasiums Neu-Isenburg begrüßte. 

„Annes Kampf“ in Neu-Isenburg, Schulveranstaltung | Foto: SAM Entertainment

Das Konzept der Kunstbühne ist es, an verschiedensten Locations in Neu-Isenburg Veranstaltungen zu organisieren. Dass es im Fall von „ANNES KAMPF Anne Frank vs. Adolf Hitler“ ausgerechnet eine Schulaula war, die als Veranstaltungsort ausgesucht wurde, ist kein Zufall. Seit vier Jahren kämpfte Miruna Costa darum, das Stück gegen Antisemitismus und Rassismus nicht nur für Kulturinteressierte zu veranstalten, sondern auch für Schüler:innen anzubieten. Sie hatte ANNES KAMPF bereits 2019 im Stalburg Theater im Frankfurter Nordend gesehen und versuchte seitdem, das Programm nach Neu-Isenburg zu holen. Eine Pandemie und eine Haushaltssperre später war ihr das nun endlich gelungen und so konnten die 10ten Klassen des Gymnasiums am Vormittag des 10.10.2024 erleben, wie ungezügelter Menschenhass (beängstigend dargestellt von Thomas Linke) auf das kleine Leben eines jüdischen Schulmädchens trifft (ergreifend gespielt von Marianne Blum) und es schließlich vernichtet. Die Betroffenheit, die diese einfache, aber zwingende Gegenüberstellung erzeugt, war ebenso bei den Schüler:innen wie bei der öffentlichen Veranstaltung am Abend mit Händen zu greifen und brach sich bei einigen auch Bahn. Manche waren so ergriffen, dass sie weinen mussten. Andere drückten ihre Betroffenheit in engagierten Redebeiträgen aus, die eine lebhafte Diskussion nach dem Stück eröffneten.   

Marianne Blum in „Annes Kampf“ in Neu-Isenburg | Foto: SAM Entertainment

„Wie ist es möglich, dass jemand mit so viel Hass Erfolg hat?“ und “Was können wir tun, um zu verhindern, dass dieser Hass heute wieder salonfähig wird?“ Das Stück wirft diese Fragen immer wieder bei den Menschen auf. Hier in Neu-Isenburg wurden sie aber besonders intensiv im Plenum des Zuschauerraumes diskutiert. Solidarität mit denen, die als erstes ausgegrenzt werden, Unterstützung für die, die unter mittlerweile erschwerten Bedingungen besonders in den ostdeutschen Bundesländern für die Demokratie kämpfen, Vernetzung mit allen, die die Demokratie und Menschenrechte bewahren wollen, Bildung und Aufklärung für die, die immer noch nicht sehen wollen, was Menschenhass auch für sie selbst in aller Konsequenz bedeutet, waren nur ein paar der Überlegungen, die ausgetauscht wurden.  Es kam aber auch – wie so oft bei ANNES KAMPF – zu bewegenden Bekenntnissen und Einblicken in schmerzhafte Familiengeschichten.

Thomas Linke in“Annes Kampf“ in Neu-Isenburg | SAM Entertainment

Denn das Stück macht weich und offen. Es weckt durch die Tatsache, dass die Protagonisten hier wörtlich zitiert werden, ohne belehrend zu erklären, also durch die einfache, aber authentische Gegenüberstellung der hasserfüllten Idee und deren Folgen, eines der Gefühle in den Menschen, vor denen Diktatoren am meisten Angst haben: Empathie. Das Gefühl, das Solidarität untereinander möglich macht.

Nächste Termine von ANNES KAMPF: Veranstaltungen (samentertainment.de)

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Standing Ovations im Parktheater

Annes Kampf in Benzheim

„Annes Kampf“ in Bensheim und Workshops in der Schule

Am 01.10.2024 fand im Theater Bensheim eine eindrucksvolle Aufführung des Bühnenstücks „Annes Kampf“ statt, bei der mehr als 200 Zuschauer anwesend waren. Die Inszenierung stellte auf packende Weise die gegensätzlichen Kräfte von Vernunft und Hass gegenüber: Anne Frank, gespielt von Marianne Blum, verkörperte das junge Mädchen, das in seinem Versteck vor den Nationalsozialisten schreibt, und Adolf Hitler, dargestellt von Thomas Linke, repräsentierte die Ideologie, die ihr Leben auslöschte.

Marianne Blum in „Annes Kampf“ im ParktheaterBensheim | Foto: SAM Entertainment

Blums Darstellung von Anne Frank ließ die Zuschauer tief in die Ängste, Hoffnungen und Träume eines Mädchens eintauchen, das den Schrecken des Nationalsozialismus hilflos ausgeliefert war. Auf der anderen Seite der Bühne stand Thomas Linke als Adolf Hitler, dessen hasserfüllte Reden und menschenverachtende Überzeugungen den Schrecken und Wahnsinn des Dritten Reichs greifbar machten. Diese Konfrontation zwischen der Unschuld und dem Schrecken war für die Zuschauer emotional überwältigend. Die Stimmung im Saal war von Spannung und Stille geprägt, oft war die Ergriffenheit der Menschen förmlich spürbar.

Marianne Blum und Thomas Linke im Parktheater Bensheim | Foto: SAM Entertainment

Inmitten dieser dichten Atmosphäre sorgten die musikalischen Darbietungen von Marianne Blum für Momente des Innehaltens. Diese Pausen gaben den Zuschauern Raum zum Durchatmen und reflektieren, und der Szenenapplaus zeigte, wie sehr das Publikum diese künstlerischen Einlagen zu schätzen wusste.

Am nächsten Morgen, dem 02.10.2024, fand eine weitere Vorstellung vor über 300 Schülern statt. Einige dieser Schüler hatten bereits an einem vorbereitenden Workshop zu „Annes Kampf“ teilgenommen, in dem es darum ging, die Gefahren von gruppenbezogenem Menschenhass zu erkennen und einzuordnen. Ziel war es, den Schülern zu vermitteln, wie Hass und Hetze den Nährboden für Gewalt und Ausgrenzung bereiten können.

Einordnung von Zitaten | Foto: SAM Entertainment

Obwohl die Diskussion nach der Vorstellung nicht besonders lebhaft war, konnte man den Schülern ansehen, dass sie über das Gesehene nachdachten. Viele von ihnen waren sichtlich bewegt und verarbeiteten still, was sie auf der Bühne miterlebt hatten. Die nachdenklichen Gesichter und der stille Ausdruck der Betroffenheit zeigten, dass die Aufführung und die Thematik bei ihnen tiefe Spuren hinterlassen hatten. In der nachfolgenden Arbeit mit den Lehrkräften wird dieses emotionale Erlebnis sicher weiter vertieft.

Schüler vergleichen Aussagen von Populisten mit Zitaten von Adolf Hitler | Foto: SAM Entertainment

Vor der Schülervorstellung hielt die Bürgermeisterin von Bensheim, Christine Klein, eine Ansprache, in der sie die Bedeutung dieser Veranstaltung als Mahnung hervorhob. Sie erinnerte daran, dass die Gesellschaft die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen darf und betonte, wie wichtig es ist, junge Menschen für die Gefahren von Hetze und Hass zu sensibilisieren.

Die Aufführung in Bensheim war ein kraftvolles Statement gegen Hetze und Menschenhass. Sie verdeutlichte, wie wichtig es ist, gerade in Zeiten politischer Unsicherheit solche Geschichten auf die Bühne zu bringen, um zu erinnern und zu mahnen. Besonders die Schüler erhielten durch das Stück einen eindringlichen Einblick in die zerstörerischen Folgen von Ausgrenzung und Hass. „Annes Kampf“ hinterließ auch in Bensheim einen bleibenden Eindruck – sowohl bei den Schülern als auch beim Abendpublikum.

Einordnung von Aussagen Zeitgenösischer Politiker | Foto: SAM Entertainment

Unser Dank geht an Björn Brandhorst vom Parktheater Bensheim, an Evdokimos Moisidis von der DEXT Fachstelle im Landkreis Bergstraße und Markus VandenBoom von der Jugendförderung der Stadt Bensheim. Ohne die enge Zusammenarbeit dieser Beteiligten wären die beiden vorbereitenden Workshops sowie die beiden Aufführungen von „Annes Kampf“ so nicht zustande gekommen. Vielen Dank!

„Annes Kampf“ ist ein gelungenes Wort-Duell, eine präzise getaktete Performance und eine ergreifende Text-Collage, die das Publikum über 90 Minuten lang auf erschreckende Weise fasziniert und berührt. Ein beklemmendes Szenario wird zu einem aufwühlenden Theaterereignis“ Thomas Tritsch, Bergsträßer Anzeiger

„Annes Kampf“ im KASCH in Achim

Annes Kampf im KASCH in Achim

Die Brandmauer brennt auf beiden Seiten

Anlässlich unserer Veranstaltung von „Annes Kampf“ in Achim möchte ich, Sammy Eggers, Inhaber der Künstleragentur SAM Entertainment meine Gedanken zu „Annes Kampf“ im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs veröffentlichen.

„Annes Kampf“ Schülerveranstaltung im KASCH in Achim | Foto: SAM Entertainment

Viel ist passiert seit der letzten Aufführung von „Annes Kampf“ in Herzogenrath Ende Juli 24. Der Anschlag von Solingen wirkt als Katalysator für menschenfeindliche Forderungen aus der bürgerlichen Mitte. Die Transformation der Merkel-CDU zur Merz-CDU hat dies möglich gemacht. Mir ist schon bewusst, dass jetzt viele zusammenzucken, doch leider erleben wir derzeit eine Normalisierung rechtsextremer Positionen und ich scheue mich nicht, diese zu benennen.

Thomas Linke als Adolf Hitler in „Annes Kampf“ im KASCH in Achim | Foto: SAM Entertainment

Mit „Annes Kampf“ machen wir Menschenverachtung fühlbar. Diesmal reisten wir mit dem Zug zu unserem Gastspiel im KASCH nach Achim bei Bremen, schon bei der Hinfahrt gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. – Jens Spahn fordert die restlose Streichung des Bürgergeldes für Arbeitsverweigerer und weil er weiß, dass dies verfassungswidrig ist, fordert er gleich eine Verfassungsänderung. Was er nicht sagt, ist, dass die Abschaffung der Menschenwürde sowie das Sozialstaatsprinzip in unserer rechtsstaatlichen Ordnung durch die Ewigkeitsklausel garantiert ist. Dies bedeutet, dass die Forderung von Jens Spahn die Überwindung dieser Ordnung voraussetzt. Hierzu heißt es in Art.20 Abs.4 GG: Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Marianne Blum in „Annes Kampf“ im KASCH in Achim | Foto: SAM Entertainment

Verwundert bin ich über die asymmetrische Wahrnehmung im öffentlichen Diskurs. Bei den Arbeitsverweigerern unter den Bürgergeldempfängern handelt es sich um ca. 52.000 Menschen, die dem Staat einen verschwindenden Bruchteil kosten gegenüber dem Schaden, der bei CumEx und CumCum entstanden ist und immer noch entsteht. Hier sind zweistellige Milliardenbeträge von Banken und Investoren erbeutet worden. – Das ist unser Problem! Mehr Informationen zum Steuerraub. Auch die Forderung nach massiven Abschiebungen und der Abschaffung des Asylrechts, das von der CDU im Reflex auf das Solinger Attentat gefordert wird, kann nur als rechtsextreme Position gewertet werden, denn hier geht es nicht um Sicherheit. Vielmehr geht es um die Bedienung rassistischer Narrative und letztlich um Menschenfeindlichkeit. Würde es um Sicherheit gehen, wäre die häusliche Gewalt das beherrschende Thema. Jeden zweiten Tag stirbt eine Frau durch Partnerschaftsgewalt. Kein öffentlicher Aufschrei. Keine Talkshows. Keine sich überschlagenden politischen Forderungen, weil hier die Täter überwiegend Hans, Peter, Klaus und Dieter heißen und sich dieses Thema somit nicht für rassistisch motivierten Populismus eignet. 

Marianne Blum im KASCH in Achim | SAM Entertainment

Was hat das mit „Annes Kampf“ zu tun?

Die Produktion „Annes Kampf“ und unsere Arbeit wird immer wichtiger, denn Menschen, die fühlen, was Menschenverachtung bedeutet, sind für rechtsradikale Positionen nicht empfänglich. Auch in Achim haben wir das bei den Diskussionen nach den beiden Veranstaltungen wieder deutlich wahrgenommen. Am 06. September vormittags spielten wir „Annes Kampf“ vor 150 Schülern des 8 Jahrgangs der Integrierten Gesamtschule Achim. Einen Dank möchte ich an die Lehrkräfte richten, die es verstanden haben, das anfangs nicht leichte Schülerpublikum zu bändigen. Abends spielten wir vor öffentlichem Publikum. Bei dieser Vorstellung haben einige Zuschauer „Die Moorsoldaten“ mitgesungen. Es war sehr ergreifend. Auch die Diskussion nach der Veranstaltung war sehr bewegend. Einen besonderen Dank an das Team vom KASCH in Achim für die gute Organisation und die anregenden Gespräche nach den Veranstaltungen.

Thomas Linke im KASCH in Achim | SAM Entertainment

Auf der Rückfahrt von Achim nach Berlin habe ich mir einige Gedanken über christlich geprägte Menschen in der Merz-CDU gemacht, wie es ihnen wohl geht bei dem Überbietungswettbewerb der Menschenverachtung?

Davon geht die Welt nicht unter – Die 20er-Jahre sind jetzt!

Begeisternde Uraufführung – Überraschend anders!

Ausverkauft! Dieses Wort sehen Künstler gern. Erst recht, wenn es sich bei der ausverkauften Veranstaltung um eine Uraufführung handelt, von der beide – sowohl die Künstler als auch das Publikum – vorher nicht wissen, was sie erwartet, bzw. wie es ankommt, was sich zunächst nur auf dem Papier entfaltet und dann in der Probenphase unter Zweifeln und Ringen auf die Bühne gebracht wird. Was für ein Glück, wenn beider Erwartungen so übertroffen werden wie im Fall der Uraufführung des Theaterstücks „Davon geht die Welt nicht unter“ – Die 20er-Jahre sind jetzt!

Szenenapplaus nach schmissigen Liedern, lautes Lachen über viele gelungene Pointen und herrlich komische Szenen standen Gänsehautmomenten gegenüber, in denen die Zuschauer den Atem anhielten, weil sich die Figuren einen Blick in den Abgrund erlaubten, der sich hinter der schönen Fassade der „goldenen 20er-Jahre“ auftut. Die Parallelen zur heutigen Situation sind unübersehbar. Gerade hier zeigt sich der Mut der Produktion, die es schafft, die Gefahren des aufkommenden Autoritarismus und Nationalismus aufzuzeigen und gleichzeitig bestens zu unterhalten, ohne banal zu werden.

„Davon geht die Welt nicht unter“ Premiere im Theater Puttbus | Foto: SAM Entertainment

Doch eins nach dem anderen: Worum geht es in der neuesten SAM Entertainment Produktion „Davon geht die Welt nicht unter“?

Einerseits geht es um die beiden Künstlerinnen Liesbeth „Sissi“ Schmidt (gespielt von Marianne Blum) und Henriette „Henry“ Bauch (gespielt von Anna Maria Haas), die beide im Berlin der 2020er-Jahre von ihrer Kunst, also dem Komponieren und dem Singen und Stücke schreiben zu leben versuchen, und andererseits um den aufstrebenden Autoren Emil Henneberger (gespielt von Thomas Linke), der im Berlin der 1920er-Jahre ebenso versucht, als Untermieter seinen beengten Lebensumständen Kunst abzutrotzen. Allen dreien bietet sich die unerwartete Chance, ihre Ideen als Testversion auf einem Salon des jeweils wichtigsten Theaterdirektors zu präsentieren. Dort werden Prominente und Schlüsselpersonen ihrer Zeit erwartet. Diese Aufführung im Salon könnte also für alle drei den Durchbruch bedeuten. Aber die Zeit drängt und die Umstände sind schwierig. Zu den Umständen zählen auch ihre jeweils auf andere Weise unangenehmen Nachbarn, was u.a. zu herrlich komischen Dialogen zwischen Henneberger und seiner Vermieterin Dorothee Schlegel führt.

Marianne Blum als Sissi und Anna Maria Haas als Henry | Foto: SAM Entertainment

Dabei ist Emil Henneberger eine Figur, die sich aus den realen Vorlagen der Schriftsteller Kurt Tucholsky und Erich Kästner speist. Gedichte und Lieder von beiden bereichern das Stück, darunter z.B. „An das Publikum“ von Tucholsky, das wenig bekannte, aber reizvolle, von Edmund Nick vertonte Gedicht „Die möblierte Moral“ von Erich Kästner oder das weitaus bekanntere Kästner-Gedicht „Kurt Schmidt – statt einer Ballade“. Auch die enge Mutterbindung von Kästner wird thematisiert, wenn er ihr via Postkarte erst von seinen Erfolgen berichtet, dann zu Grammophon-Klängen selig seine Dreckwäsche zusammensucht, um sie ihr nach Dresden zu schicken. Im Gegenzug warnt sie ihren Sohn am Anfang des 2. Akts mit deutlichem sächsischem Akzent vor „schamlosen Frauenzimmern“ aus Berlin, die „sogar Hosen tragen“. „Nachher suchste den Frack im Schrank vergeblich.“

Thomas Linke als Emil Henneberger | Foto: SAM Entertainment

Parallel dazu stellen die beiden Künstlerinnen der Aufgabe, ein Stück über die 20er-Jahre zu schreiben, und testen dazu verschiedenste Musik der Zeit. So bekommt das anzügliche „Ich hab‘ das Fräul’n Helen‘ baden seh’n“ ebenso seinen Auftritt wie die Ohrwürmer „Ich wollte, ich wär ein Huhn“ und „Ausgerechnet Bananen“, das Galgenlied „Palmström steht an einem Teiche“ und das freche Kabarett-Couplet von Claire Waldoff „Wer schmeißt denn da mit Lehm?“. Als Sissi schließlich das durch Zarah Leander berühmt gewordene „Yes, Sir!“ singt, wird es Henry zu bunt. Sie ruft ihre überschäumende und von der unerwarteten Chance elektrisierte Bühnenpartnerin Sissi zur Raison: „1933 im Januar hatten die Konservativen unter Hindenburg und von Papen Hitler zum Reichskanzler gemacht, um ihn „inhaltlich zu stellen“, im Februar sind bereits die Kommunisten schuld am Reichstagsbrand und im März wird das erste KZ eröffnet. Dachau. Vier Jahre später, also im besagten Jahr 1937, aus dem Dein „Yes, Sir!“ stammt, sind die Nazis praktisch Alleinherrscher.“ Die Stille nach dieser unwiderlegbaren Auflistung der Geschwindigkeit, mit der die Demokratie und Menschenrechte abgeschafft wurden, wenn man erst mal Antidemokraten an die Macht lässt, war mit Händen zu greifen – und das nicht nur am Premierenabend von „Davon geht die Welt nicht unter“.

Kommentar einer Zuschauerin

„Ach ja, und die Carmina Burana“ wird uraufgeführt. Es war nicht alles schlecht…“ löst Henry die Spannung und donnert „O Fortuna“ in die Tasten des Steinway, bevor die beiden wieder wie eingefroren verharren und sich in der anderen Bühnenhälfte Emil Henneberger ärgert, dass etwas so Seichtes wie „Mein Papagei frisst keine harten Eier“ ein Hit wird, während er die Menschen mit seinen Texten aufzurichten versucht, „auf die volle Länge ihres Rückgrats“. Das ist auch nötig angesichts der bereits 1927 marodierenden und die Bevölkerung drangsalierenden SA, vor der Henneberger denn auch seinen Freund Hamm warnt, als der ihn zum Feiern abholen will.

„Davon geht die Welt nicht unter“ im Theater Putbus | Foto: SAM Entertainment.

Der „Freeze“, also das eingefrorene Verharren der Darsteller:innen und der deutliche Lichtwechsel zwischen den Bühnenhälften in der ersten Hälfte reicht als theatralisches Mittel, um die Gleichzeitigkeit der Handlung im heute von Henrys Wohnung und der Dachgeschosswohnung von Henneberger in den 1920er-Jahren eindrücklich zu verdeutlichen. Über allem tickt als verbindendes Element eine große Wanduhr, die immer schneller abläuft und damit die Situation für alle drei klarstellt.

Henry und Sissi in den 2020er | Foto: SAM Entertainment

Überhaupt spielen die Videoeinblendungen bei „Davon geht die Welt nicht unter“, die bis auf wenige Möbel das Bühnenbild ersetzen, eine wichtige Rolle bei dem Stück, das von den technischen Möglichkeiten des schönen Theater Putbus und der ideenreichen Inszenierung des Intendanten Peter Gestwa in jeder Hinsicht profitiert. Dies wird vor allem in der 2. Hälfte deutlich. Denn hier mischen sich die Jahrhunderte.

Peter Gestwa gibt Regieanweisungen | Foto: SAM Entertainment

Marianne Blum – nicht nur Darstellerin der Bühnenfigur Sissi Schmidt, sondern auch Autorin des Stücks – wagt hier eine magische Vermischung der Jahrhunderte, was ihr ohne Zeitmaschinen-Hilfsmittel oder Fantasy-Kitsch gelingt. Im wahrsten Sinne des Wortes oszillieren nach der Pause die 1920er und die 2020er-Jahre ineinander, indem die drei Künstler sich und den Prominenten ihrer Zeit real auf dem Salon begegnen.

In der zweiten Hälfte mischen sich die Zeitebenen | Foto: SAM Entertainment

Das Stück erhöht nach den ohnehin schon munter perlenden Dialogen des 1. Sets das Tempo im 2. Set und löst damit noch nachdrücklicher ein, was es im Untertitel verspricht: „rasantes Theater mit Musik“. So entdeckt Henry „die Riemann“ unter den Zuschauer:innen aber auch den Chef der neuen ufa und den Döpfner von der Springerpresse, während Henneberger zur Erheiterung des gesamten Auditoriums Marlene Dietrich, den legendären Theaterkritiker Alfred Kerr (hier Alexander Kerr) und Lion Feuchtwanger, den Schöpfer des Romans „Jud Süß“, persönlich im Publikum begrüßt.

Emil Henneberger begrüßt Marlene Ditrich | Foto: SAM Entertainment

Die Figuren werden also parallel in ihrer Zeit weitergeführt und begegnen sich gleichzeitig in einer urkomischen Kette von Missverständnissen. So fragt die praktisch veranlagte Pianistin, wo denn das Büfett aufgebaut wird, was Henneberger mit dem Brecht-Zitat „Erst kommt das Fressen, dann bekanntlich die Moral“ kommentiert, woraufhin Sissi erschrocken fragt, ob denn der Intendant vom Berliner Ensemble auch kommt. Als Henneberger dann auch noch den Reizen der resoluten Henry erliegt und die beiden sich über ein Jahrhundert Altersunterschied hinweg verlieben, haut es die Sängerin buchstäblich zwischen zwei Stühle.

Henry entdeckt Prominenz unter den Salongästen | Foto: SAM Entertainment

Billy Wilder hätte seine Freude an dieser Vermischung der Ebenen und Zeiten, dem Mut zum Slapstick, der Pointendichte, dem trockenen Witz der Dialoge, dem Tempo der Inszenierung und den lebensklugen, aber auch gebeutelten Figuren, die ihre allzu menschlichen Unvollkommenheiten mit dem heiligen Ernst zelebrieren, der erst wahrhaft komisch ist. Das Publikum jedenfalls quittierte das Geschehen und die bedingungslose Hingabe der Darsteller:innen an ihre Rollen mit immer wieder aufflammender und schließlich im Schlussapplaus mündender lang anhaltender Begeisterung.

Die Figuren erlauben sich in der zweiten Hälfte den Blick in den Abgrund | Foto: Samentertainment

So überzeugte der arrivierte Schauspieler Thomas Linke in „Davon geht die Welt nicht unter“ als 20er Jahre Literat Henneberger auf ganzer Linie und stellte mit dieser Rolle klar, dass er auch im komischen Fach gut aufgehoben ist. Sein haltungsstark vorgetragenes Gedicht „Die andere Möglichkeit“, in der Erich Kästner den Gedanken „Wenn wir den Krieg gewonnen hätten“ zu Ende denkt, gehört zu den wichtigsten Stellen und absoluten Gänsehautmomenten des Stückes. Marianne Blum zeigte als Sissi Schmidt nicht nur, was für eine exzellente Sängerin mit atemberaubender Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten sie ist, sondern auch dass sie keine Scheu hat, sich bis zur letzten Konsequenz über sich selbst lustig zu machen. Und Anna Maria Haas bewältigte das Kunststück, pianistische Höchstleistung wie z.B. bei der „Rhapsody in Blue“ von Gershwin zu präsentieren und schauspielerisch als pragmatisch-resolute, aber auch warmherzige und witzige Bühnenfigur Henriette Bauch zu überzeugen. „Bauch wie Herz – nicht zu verwechseln.“

Keep on dancing – Die 20er Jahre sind Jetzt! | SAM Entertainment

„Überraschend anders“ urteilte denn auch anerkennend der Chefdramaturg des Theater Vorpommern nach der Uraufführung. Ein Zuschauer kommentierte: „Meine Frau hat mich mitgeschleift. Ich wollte erst nicht. Schon wieder so eine 20er Jahre Revue, dachte ich. Aber das hier ist anders. Das hat mich total begeistert.“ „Mutig“ fand ein weiterer Zuschauer die Produktion und immer wieder fiel: „toll“, „ich habe mich kaputtgelacht“, „was für schöne Lieder“, aber auch das Wort „erschreckend“. Eine Gruppe junger Theaterbesucher unterhielt sich bereits in der Pause über die Aktualität des Stückes „Das habe ich nicht gewusst. Das hat mich echt zum Nachdenken gebracht“ und beschloss „Man muss öfter ins Theater gehen.“

Kurz: Man kann dieses Stück nur allen empfehlen, die relevantes Theater sehen wollen und sich dennoch köstlich amüsieren wollen.

Nächste Termine: https://www.theater-vorpommern.de/de/programm/davon-geht-die-welt-nicht-unter

„Annes Kampf“ in Herzogenrath – Standing Ovations!

Annes Kampf

Am 27. Juni 2024 fand im Klösterchen in Herzogenrath eine Doppelveranstaltung des Stücks „Annes Kampf“ statt. Die Aufführungen richteten sich vormittags an Schüler der städtischen Realschule und des städtischen Gymnasiums, während am Abend die allgemeine Öffentlichkeit eingeladen war. Marianne Blum und Thomas Linke haben mit hervorragender künstlerischer Leistung brilliert und wurden zu Recht vom Publikum mit Standing Ovations bedacht.

Thomas Linke als Adolf Hitler in "Annes Kampf"
Thomas Linke in „Annes Kampf“ | Foto: SAM Entertainment

Das Klösterchen, heute ein soziokulturelles Zentrum, bot eine einzigartige Bühne mit außerordentlich guter Akustik für „Annes Kampf“. Dieser Ort, der der Gemeinschaft als Treffpunkt und Kulturstätte dient, verstärkte die Wirkung des Stücks und trug dazu bei, dass die Zuschauer nicht nur eine Aufführung, sondern eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Geschichte erlebten. Nach der öffentlichen Veranstaltung ergab sich eine lebendige Diskussion. Eine ehemalige Lehrerin, die „Mein Kampf“ als junges Mädchen gelesen hat, war fassungslos angesichts der jüngsten populistischen Entwicklungen, die wieder den Boden für Menschenfeindlichkeit bereiten – „Haben wir denn aus der Katastrophe nichts gelernt?“ 

Marianne Blum in „Annes Kampf“ | Foto: SAM Entertainment

Die Vorbereitung der Schüler durch ihre Lehrkräfte war außergewöhnlich gründlich. Diese Vorarbeit ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen des Stücks. Nach der Vorstellung und einer lebhaften Diskussion mit den Darstellern übernahmen die Lehrkräfte und vertieften die Eindrücke der Schüler. Besonders beeindruckend war die Methode der Reflexion: Auf großen Papierbögen mit Fragen konnten die Schüler ihre Antworten auf Karten schreiben und danebenlegen. Diese transparente und interaktive Form der Reflexion machte die Gedanken und Gefühle der Schüler direkt sichtbar und ermöglichte eine intensive Nachbearbeitung.

Herzogenrath, eine Stadt mit 47.000 Einwohnern, zeigte sich durch das große Engagement der Zivilgesellschaft und die Abwesenheit der AfD im Stadtrat von ihrer besten Seite. Die Veranstaltung bewies, dass in Herzogenrath vieles richtig läuft, wenn es um gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Förderung demokratischer Werte geht. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Zivilgesellschaft, den Schulen und dem Kulturzentrum war beispielhaft und zeigte, wie gemeinschaftliches Handeln Resilienz gegen Hass und Hetze bewirken kann.

Ein besonderer Dank gilt Wilfried Hammers, der diese Doppelveranstaltung im Klösterchen möglich gemacht hat. Sein Engagement und die Unterstützung des Kulturzentrums waren entscheidend für den Erfolg des Tages. Ebenso danken wir den Lehrkräften und Schülern für ihre engagierte Teilnahme und die intensive Nachbereitung.

SAM Entertainment auf der INTHEGA 24

SAM Entertainment auf der INTHEGA 24

Die Teilnahme an der INTHEGA 2024 war nicht nur eine Gelegenheit, unsere neueste Produktion – Davon geht die Welt nicht unter – zu präsentieren, sondern auch eine wichtige Plattform, um die Rolle der Kultur im gesellschaftlichen Diskurs zu diskutieren. Vom 24. bis zum 26. Juni 2024 fand die INTHEGA in der Stadthalle Bielefeld statt, die für uns wertvolle Einblicke und Inspirationen für unsere zukünftige Arbeit bot.

Marianne Blum am Stand von SAM Entertainment | Foto: SAM Entertainment

Von besonderem Interesse war die Teilnahme an der Fachtagung am Mittwoch, dem 26. Juni, die sich mit der Frage „Welche Rolle spielt die Kultur in der Demokratie?“ beschäftigte. Es war ermutigend zu erleben, dass es einen breiten Konsens unter den Teilnehmern gab: Kultur hat eine zentrale Rolle in der Verteidigung und Förderung demokratischer Werte. Die Diskussionen verdeutlichten, dass die Verantwortlichen im Kulturbetrieb sich ihrer Verantwortung bewusst sind und gewillt sind, diese aktiv wahrzunehmen. Der breite Konsens, der zu spüren war, macht Mut: Es wurde klar, dass Kultur nicht nur unterhalten, sondern auch aufklären und zum Nachdenken anregen soll. Diese Erkenntnis ist besonders in Zeiten, in denen demokratische Werte weltweit unter Druck geraten, von großer Bedeutung.

Marianne Blum am Stand von SAM Entertainment | Foto: SAM Entertainment

Bei SAM Entertainment haben wir uns schon lange auf die Fahnen geschrieben, gesellschaftlich relevante Bühnenprogramme mit hohem Unterhaltungswert zu bieten. Es freut uns besonders, dass wir auf der INTHEGA 2024 ein erhöhtes Interesse an unseren Produktionen verzeichnen konnten. Dies zeigt, dass sowohl Veranstalter als auch das Publikum bereit sind, sich mit kritischen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Wir blicken mit großer Zuversicht und Motivation in die Zukunft. Die INTHEGA hat uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es einen wachsenden Bedarf an kulturellen Angeboten gibt, die sich mit den wichtigen Fragen unserer Zeit beschäftigen.

Ein Abend voller Wahnwitz und Genuss: JETZABA im Stalburg Theater

JETZABA raus auf die Bühne!

Am 30. Mai 2024 brachte das Künstlerduo JETZABA das Stalburg Theater zum Beben. Marianne Blum und Anna Maria Haas präsentierten ihr Programm „Die Waffeln der Frau“ und boten eine Show, die das Publikum zum Lachen, Staunen und Genießen brachte.

JETZABA, bestehend aus der Berliner Sängerin und Kabarettistin Marianne Blum und der Pfälzer Konzertpianistin, Geigerin und Bodypercussionistin Anna Maria Haas, beeindruckte mit einer Mischung aus wahnwitzigen Szenen, urkomischen Dialogen und tiefgehenden Emotionen. Besonders die live gebackenen Waffeln sorgten für ein kulinarisches Highlight.

Die musikalische Vielfalt des Abends reichte von Arien bis hin zu Chansons. Anna Maria Haas zeigte ihr Können am Flügel, während Marianne Blum mit ihrer beeindruckenden Stimme glänzte. Humorvolle Dialoge und gesellschaftskritische Fragen, insbesondere zur Gleichstellung der Geschlechter, wurden mit scharfsinnigem Humor behandelt.

Der Auftritt von JETZABA bewies einmal mehr, dass Marianne Blum und Anna Maria Haas ein unschlagbares Duo sind. Ihre Fähigkeit, mit dem Publikum zu interagieren und zu unterhalten, machte den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer die Gelegenheit hat, JETZABA live zu erleben, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen.

„Hin und Weg“: JUNTA, ein beeindruckendes Duo

Marianne Blum und Carlos Corona

Am 19. Mai 2025 zeigten Marianne Blum mit ihrer gewaltigen Stimme und unglaublichen Bühnenpräsenz sowie Carlos Corona, der Ausnahmegitarrist, im Zimmer16 in Berlin-Pankow ihr Können. Beide Künstler bilden das Duo JUNTA – Ein Duo mit Unterhaltungsgarantie!  „Hin und Weg“ ist mehr als gute Unterhaltung, vielmehr ist es eine kraftvolle Aufforderung, sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Wir sind überzeugt, Kultur hat die Verantwortung, Menschen emotional zu bewegen und damit einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs zu leisten. Veranstalter, die diese Verantwortung anerkennen, sind unsere Partner in diesem Bestreben.

Foto: Detlef Stein

„Hin und Weg“ stellt wichtige Fragen: Ist Migration wirklich eine der Hauptsorgen angesichts der aktuellen globalen Krisen? Kann Migration nicht auch eine Chance für unsere Gesellschaft sein? Warum fürchten wir das Fremde? Warum gedeihen rechtsradikale Strukturen dort, wo es keine Vielfalt gibt, und nicht dort, wo verschiedene Kulturen zusammenleben? Diese Fragen regen das Publikum zum Nachdenken an, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger zu agieren. Wir möchten Anregungen geben, damit jeder Zuschauer selbst über das Thema Migration reflektieren kann. Die Berlin-Premiere von „Hin und Weg“ im Zimmer16 war ein voller Erfolg. Das Publikum war sichtlich bewegt; es war deutlich, dass das Stück die Menschen erreicht und zum Nachdenken anregt.

Wir freuen uns, mit „Hin und Weg“ neben „Annes Kampf“ eine weitere Produktion für Menschenfreundlichkeit und gegen Hass anbieten zu können. Wir möchten gemeinsam mit unseren Partnern und dem Publikum daran arbeiten, eine offene und tolerante Gesellschaft zu fördern. Kultur hat die Verantwortung, sich für Menschenfreundlichkeit zu positionieren, und wir sind entschlossen, dieser Verantwortung gerecht zu werden, denn Kultur ist mehr als Unterhaltung – sie ist ein mächtiges Werkzeug im Kampf gegen Intoleranz und Hass.

„Annes Kampf“ in Landau in der Pfalz: Eine bewegende Aufführung in historischer Kulisse

Annes Kampf in Landau in der Pfalz

Am 15. Mai 2024 hatten wir die Ehre, „Annes Kampf“ im Kulturzentrum Altstadt in Landau in der Pfalz aufzuführen. Diese Veranstaltung war aus mehreren Gründen besonders bemerkenswert. Zum einen bot die Location – ein altes Kaufhaus aus dem 15. Jahrhundert in der Kaufhausgasse mitten in der Altstadt – eine faszinierende historische Kulisse, die die Aufführung noch eindringlicher machte.

Annes Kampf im alten Kaufhaus in Landau in der Pfalz | Foto: SAM Entertainment

Unsere Aufführung von „Annes Kampf“ brachte nicht nur die Geschichte von Anne Frank und Adolf Hitler auf die Bühne, sondern regte auch zu einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit den Parallelen zwischen dem Populismus der NSDAP und der heutigen AfD an. Nach der Vorstellung fand eine spannende Diskussion statt, in der das Publikum die Verbindungen zwischen historischen und aktuellen politischen Strömungen erkundete.

Ein Element der Diskussion war das Buch „Tatworte“ von Michael Kraske. Diese Lektüre, eine Zusammenstellung menschenverachtender Äußerungen von AfD-Mitgliedern, wurde dem Publikum ans Herz gelegt. Kraske zeigt auf, dass die AfD alles andere als eine bürgerliche Partei ist; vielmehr sind viele ihrer Mitglieder tief im völkischen Denken verhaftet. Das Buch macht deutlich, dass die AfD nicht die Bewahrung, sondern die Abschaffung der Demokratie anstrebt. Wer die Aktivitäten und die Hintergründe der Mitglieder der AfD kennt, erkennt schnell die Gefahr, die von dieser Partei ausgeht.

Marianne Blum und Thomas Linke | Foto: SAM Entertainment

In der Diskussion wurde klar, dass, wenn der Begriff „wehrhafte Demokratie“ nicht zur leeren Worthülse verkommen soll, alle Demokraten gemeinsam alle notwendigen Maßnahmen gegen die AfD ergreifen müssen – einschließlich eines Verbotsverfahrens. Die Aufführung von „Annes Kampf“ diente nicht nur der Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch als Appell für die Gegenwart und Zukunft, sich aktiv gegen Menschenhass und für den Erhalt der Demokratie einzusetzen.

Nach der Veranstaltung wurden wir von den Initiatoren zu einem geselligen Beisammensein im Frank-Löbsches Haus eingeladen. Dieses Haus ist historisch mit Anne Frank verbunden: Der Urgroßvater väterlicherseits von Anne erwarb es 1840 und gründete darin eine Bank. Annes Großvater zog 1870 nach Frankfurt, um dort ein Wertpapierhandelshaus zu gründen. Diese Einblicke in die Familiengeschichte von Anne Frank bereicherten unser Verständnis und unsere Verbindung zu der beeindruckenden Persönlichkeit, deren Geschichte wir auf die Bühne gebracht haben.

Unser herzlicher Dank gilt dem Kulturzentrum Altstadt in Landau in der Pfalz für die hervorragende Organisation dieser Veranstaltung. Ebenso danken wir für die beeindruckenden historischen Einblicke, die uns die Geschichte von Anne Frank und ihrer Familie näher brachten. Diese Veranstaltung war nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum aktuellen gesellschaftlichen Diskurs.

Annes Kampf in Weil am Rhein: Ein Zeichen gegen Rechtsextremismus

Annes Kampf im Haus der Volksbildung in Weil am Rhein.

Am 17. April 2024 fand eine besondere Veranstaltung im Haus der Volksbildung in der Dreiländerstadt Weil am Rhein statt: »Annes Kampf« wurde sowohl vor Schüler*innen als auch vor einem öffentlichen Publikum aufgeführt. Die Aufführung wurde vom Kulturamt der Stadt organisiert, um auf den wachsenden Rechtsextremismus aufmerksam zu machen.

Die Vorführung am Vormittag richtete sich an die jüngere Generation und ermöglichte es den Schüler*innen, sich mit den Themen von »Annes Kampf« auseinanderzusetzen. Am Abend fand schließlich eine öffentliche Aufführung des Stücks statt.

Die Badische Zeitung war bei der Abendveranstaltung anwesend und hat darüber berichtet. Der Artikel in der Zeitung unterstreicht die Bedeutung dieser kulturellen Initiative und die Notwendigkeit, sich gegen rechtsextreme Tendenzen zu positionieren.

»Annes Kampf« ist mehr als ein Theaterstück – es ist ein eindringlicher Appell zur kritischen Reflexion unserer Geschichte und eine Mahnung, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. Durch solche Veranstaltungen können wir gemeinsam ein Zeichen setzen und uns gegen jegliche Formen von Extremismus und Intoleranz stellen.

Wir danken dem Kulturamt der Stadt Weil am Rhein für die gute Betreuung und Organisation sowie Unterstützung dieser wichtigen Initiative. Möge „Annes Kampf“ dazu beitragen, die Stimmen der Vergangenheit hörbar zu machen und die Weichen für eine vielfältige, offene und friedliche Gesellschaft zu stellen, in der die Gleichwertigkeit aller Menschen selbstverständlich gelebt wird.